WENIGER KAUFSUCHT - MEHR ICH! | Minimalismus Kurzgeschichte

Prolog

Der Schrank quoll über. Die Regale bogen sich unter der Last von ungetragenen Kleidern, die Schuhe standen in unordentlichen Reihen, als hätten sie einen eigenen Willen. Dazwischen Deko, die ich nie mochte, aber irgendwie doch gekauft hatte. „Es wird bestimmt schön in meiner Wohnung“, hatte ich mir eingeredet, als ich den letzten Einkauf mit triumphierendem Lächeln im Einkaufswagen abgezählt hatte. Doch jetzt, an diesem Morgen, als ich die Tür öffnete und der Blick auf das Chaos fiel, fühlte sich nichts mehr wie ein Sieg an. Es war eher wie ein Klotz, der sich langsam in meiner Brust festsetzte.

Ich hatte alles, was mir versprochen wurde. Dinge, die das Leben schöner machten – zumindest dachte ich das. Doch statt Freude machte mich dieser Kram nur müde. Statt mich zu befreien, hatte er mich gefangen genommen. Und plötzlich wurde mir klar: Der Kaufrausch hatte mich weit von mir selbst entfernt…


In diesem Beitrag:

  • Kurzgeschichte von Kaufsucht zu Minimalismus


Kapitel 1

Ich schließe die Tür hinter mir zu und lasse die Tüten, die ich gerade noch stolz mit mir herumgeschleppt habe, einfach auf den Boden fallen. Ein klirrendes Geräusch. Ich fühle mich gut. Die letzten paar Stunden fühlten sich wie ein Rausch an. Überall die Regale voll mit Sachen, die glänzen, die Deko, die mich sofort anlächelt – und das Gefühl, jetzt endlich etwas gefunden zu haben.

Klamotten. Ich könnte nie genug haben. Und die Deko, ach... die macht den Raum einfach perfekt. Ich sehe schon das hübsche Sofa, die stilvollen Kissen. Das Bild, das genau über dem Schreibtisch hängen wird. Das perfekte Zuhause, das ich mir ausgemalt habe. Wie ein Filmset, das mich und mein Leben ins rechte Licht rückt. Genau das wollte ich.

Ich atme tief ein und dann... kommt der Moment. Dieses kleine mulmige Gefühl im Bauch. Moment mal... Warum fühle ich mich jetzt so schlecht? Es ist, als würde sich der Raum um mich herum plötzlich verengen.

Da liegen die Tüten. Und die Sachen. Überall. Wie ein kleiner, unsichtbarer Berg, der mir gleich auf den Kopf fällt. Mist. Ein Haufen Zeug, das ich doch gar nicht brauche. Oder? Ich schüttle den Kopf, werfe einen Blick auf den Schrank und dann... Kacke, der ist ja voll. Völlig überladen. Tüten, Klamotten, die niemals getragen wurden, Deko, die nie ihren Platz gefunden hat. So viel Kram. Was mache ich hier eigentlich?

Ich schnappe mir ein Paar Schuhe. Hmmm, zu groß. Ach, verdammt. Warum zur Hölle habe ich die eigentlich gekauft? Sie standen in der Ecke, im Angebot, und ich konnte einfach nicht widerstehen. Und jetzt? Stehen sie hier und schauen mich an, als wollten sie mir sagen: Hast du das wirklich gebraucht?

„Verdammt“, murmele ich und lasse mich auf das Sofa sinken. Ich bleibe sitzen, starr auf die Tüten und Schachteln. Was zum Geier ist hier eigentlich los? Ich habe mich in den letzten Wochen echt dazu überreden lassen, immer mehr zu kaufen. Warum nur? Was versuche ich mir zu beweisen?

Ich blicke auf den Schrank, der in der Ecke steht. Alles voll. Und das alles steht für... was? Wohlfühlen? Ein kleines Glück für zwischendurch?

Es war nur ein kurzer Rausch. Der Moment des Kaufens, das Gefühl, etwas Neues zu haben. Und danach? Hm... Danach bleibt das Gefühl von ...wieso eigentlich? Alles da, und ich weiß nicht mal, was ich damit anfangen soll. Ich finde nicht einmal mehr den Platz, um all das zu verstauen. Ich drehe mich um und sehe, wie der Raum in mir irgendwie immer kleiner wird. Shit.

Die Klamotten, die ich nie getragen habe, die Deko, die ich so sorgfältig ausgesucht habe, die dann in irgendwelchen Ecken verstauben. Was ist hier eigentlich schiefgelaufen? Was macht mich so süchtig danach, immer mehr zu wollen, mehr zu kaufen? Was ist mein verdammtes Problem?

Das Shoppen war... so eine Art Ausweg. Ein bisschen Ablenkung. Weil, Mist, der Alltag ist hart. Viel Arbeit, keine Zeit für mich. Immer diese Gedanken, dieser Druck, diese Verpflichtungen. Also greife ich zu – zu Klamotten, zu Deko, zu allem, was in diesem Moment wenigstens ein kleines Stückchen Freude verschafft.

Aber warum fällt es mir jetzt so schwer, das alles zu sehen? Ich will doch nicht zu einer, die sich in Kram verliert. Aber... da ist ja auch dieses Bedürfnis nach etwas, das mir das Gefühl von Kontrolle gibt. Etwas, das mich zumindest für den Moment glücklich macht. Und es funktioniert. Für eine Weile.

Doch jetzt? Mist. Der Spaß ist vorbei. Ich sehe den Kram an und merke, dass es mir gerade irgendwie nicht hilft. Es fühlt sich an wie... Scheiße. Der Moment des Glücks ist verdammt schnell verflogen. Und was bleibt, ist ein Haufen Zeug. Kram, der mich irgendwie belastet. Der mich an sich zieht, mich zu etwas zwingt, das ich nicht wirklich bin.

Ich schließe die Augen. Ich muss was ändern.

„Aber wie?“, frage ich mich selbst, mit einer Mischung aus Wut und Verwirrung. Ich kann es nicht fassen, dass ich so weit gekommen bin. So viel Zeug, das mich immer weiter in diese Spirale zieht. Kann ich das einfach stoppen?

Ich setze mich wieder auf. Da sind diese Tüten. Da sind diese Klamotten. Warum kann ich nicht einfach zufrieden sein? Was genau fehlt mir eigentlich, dass ich all das brauche? Ich will es wissen. Aber Mist, das fühlt sich gerade so an, als würde ich gegen ein riesiges Ding ankämpfen.

Ich stehe auf, gehe zum Schrank und ziehe eine der Tüten heraus. Schaue sie an. Kacke, das war doch mal mein neues Lieblingskleid. Ja, aber wieso trage ich es nie?

Und dann... wird mir plötzlich klar, dass diese Dinge – all diese Sachen – mich nicht wirklich glücklich machen. Sie machen mich nur für einen Moment zufrieden. Und das reicht nicht mehr. Was mache ich hier? Was ist der nächste Schritt?

Der Gedanke an Veränderung sitzt wie ein schwerer Stein in meinem Magen. Aber vielleicht... vielleicht muss ich einfach mal anfangen. Einen Schritt in die richtige Richtung. Denn hier mit all dem Kram, mit all dem Gedöns, das mir nichts mehr gibt, will ich nicht bleiben.

Folge mir auf:

Kapitel 2

Der Wecker klingelt. Wieder ein neuer Tag. Wieder dieselbe Routine. Der Kaffee läuft, die gleiche Zeit, die gleiche Müdigkeit. Ich schleiche durch die Wohnung, ein weiteres Mal an den Tüten vorbeigelaufen, die sich seit gestern hier stapeln. Sie erinnern mich an dieses mulmige Gefühl in der Magengegend – wie ein leiser Druck, der nicht verschwinden will. Warum eigentlich?

Ich schüttle den Kopf und gehe zur Arbeit. Ein paar Stunden später bin ich wieder zu Hause, der Kaffee ist alle, aber das Gefühl bleibt. Ich kann das nicht mehr ignorieren. Ich kann nicht einfach tun, als sei nichts. Diese Tüten. Das Zeug. Dieser ganze Kram. Da muss etwas passieren. Und das muss ich jetzt angehen.

Ich setzte mich auf das Sofa und starre auf den Schrank. Warum tut mir das eigentlich so weh? Warum fällt es mir so schwer, diesen ersten Schritt zu machen? Ich blättere durch mein Handy, verliere mich kurz in einer Nachricht, bis der Blick wieder auf den Schrank fällt. Ach komm schon, Lara. Was hast du zu verlieren?

Langsam stehe ich auf und gehe zum Schrank. Der erste Griff, der sich anfühlt wie... als würde ich gleich in ein unbekanntes, dunkles Loch greifen. Mist. Ich öffne die Tür. Die Klamotten hängen da, perfekt aufgereiht, aber sie sehen plötzlich anders aus. Nicht mehr so attraktiv, nicht mehr so einladend. Ok, was war nochmal der Grund, dass ich die alle gekauft habe?

Ich ziehe ein T-Shirt heraus, das ich vor Monaten gekauft habe. Die Erinnerung kommt sofort. Der Anruf von der Freundin, die sagte: „Das würde dir stehen!“ Die Werbung, die mich überzeugt hat, dass genau dieses Shirt „in diesem Jahr“ einfach unverzichtbar ist. Aber jetzt? Es fühlt sich... leer an. Keine Emotion, keine Bedeutung mehr. Einfach nur ein Stück Stoff, das keinen Platz in meinem Leben mehr hat.

Verdammt. Ich halte es in den Händen, drehe es, lege es auf den Tisch. Normalerweise hätte ich jetzt gesagt: „Schönes Teil, kann ich bestimmt irgendwann nochmal tragen.“ Aber etwas in mir sagt: Lass es los.

Ich setze mich auf das Bett und schaue mich um. Mein Blick schweift durch die Wohnung – das Chaos der letzten Monate. Wieso fühlst du dich von all dem Kram nicht mehr unterstützt, Lara? Ich atme tief durch. Etwas in mir will das nicht hören, aber... irgendetwas verändert sich in mir. Dieses Gefühl, dass der Raum voll ist mit Dingen, die ich nicht brauche. Dinge, die mich nicht glücklich machen. Sie stehen nur rum. Sie sind da. Und irgendwie ist alles in mir auch „da“, aber nicht wirklich präsent. Vielleicht ist das der Punkt.

Ich packe das T-Shirt zusammen und gehe in die Küche. Gut, das erste Stück ist weg. Die Klamotten in der Tasche, und ich fühle mich... ungewohnt leicht. Ein winziger Schritt, aber er fühlt sich groß an. So wie wenn du nach einer langen Zeit das erste Mal aufwachst und merkst, dass du den Tag nicht mit schlechtem Gewissen füllst. Was ist hier eigentlich los mit mir?

Der Schrank ist noch nicht leer, aber dieser erste Schritt fühlt sich irgendwie besser an, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Ich stehe wieder auf, gehe zurück zum Schrank. Der Griff, der wieder in die Klamotten führt. Ich zögere nicht. Ziehe eine alte Jacke heraus. Eine, die ich nie wirklich getragen habe. Warum? Weil sie nie wirklich „meins“ war. Sie war ein Kauf aus dem Moment, als ich mich mit etwas anderem ablenken wollte. Das wird jetzt nicht mehr mein Ding sein.

Und jetzt? Sie fühlt sich nicht mehr nach einer Ablenkung an. Sie ist einfach nur... unnütz. Komm, Lara. Du kannst das. Du willst das.

Und dann passiert es. Die Veränderung, die in mir brodelt, bricht langsam hervor. Es fühlt sich fast an wie ein befreiender Moment. Als würde sich der Raum um mich herum vergrößern. Als hätte sich ein unsichtbares Band gelöst, das mich so fest an all diesen Kram gebunden hat. Und auf einmal ist es klar. Es geht nicht um das Wegwerfen. Es geht darum, Platz zu schaffen. Platz für mich. Platz für Dinge, die wirklich wichtig sind.

Ich schaue auf den Haufen, den ich aus dem Schrank geräumt habe, und es fühlt sich... befreiend an. Kein Verlust. Kein „ich habe etwas verpasst“. Im Gegenteil. Ich habe etwas gewonnen.

„Das fühlt sich gut an“, sage ich leise zu mir selbst, als wäre ich plötzlich jemand, der sich selbst einen Arm um die Schultern legt. Endlich aufwachen. Endlich erkennen, dass all der Kram in den Ecken mich nicht erfüllt. Er hat mir nie das gegeben, was ich gebraucht habe.

Ich stehe auf und gehe zum Regal. Die Deko. Sie ist hübsch, keine Frage. Sie sieht aus wie das, was ich haben wollte. Aber jetzt? Sie fühlt sich überflüssig an. Sie schreit nicht nach mir. Sie erinnert mich nicht an etwas Schönes. Sie ist einfach nur da. Du hast so viele Dinge, Lara, die dir nicht mehr dienen. Du hast Platz für mehr, wenn du loslässt.

Ich stelle die Dinge zur Seite, die ich aussortieren will. Und es fühlt sich richtig an. So richtig, dass der ganze Raum auf einmal heller wird. Nicht, weil er nun leerer ist. Nein. Sondern weil er sich auf einmal größer anfühlt. Wirklich jetzt?

Ich lasse den Haufen stehen und gehe zum Fenster. Der Blick draußen tut gut. Die Luft. Die Frische. Der Raum ist jetzt ein bisschen mehr wie ich. Weniger wie ein Kasten voller Dinge, die ich nie wirklich gebraucht habe.

Vielleicht ist das der Moment, an dem ich mich von allem befreie. Nicht nur von den Klamotten. Vielleicht auch von dieser ganzen Vorstellung, dass ich immer mehr brauche, um glücklich zu sein. Vielleicht ist es das, was mich die ganze Zeit zurückgehalten hat – diese Vorstellung, dass ich immer noch etwas kaufen, noch etwas haben muss, um mich zu fühlen, als würde ich „dazugehören“.

Aber jetzt? Jetzt habe ich Platz. Platz für etwas, das keinen Preis hat. Platz für das, was mir wirklich wichtig ist.

Kapitel 3

Es gibt Momente, in denen du glaubst, dass du alles unter Kontrolle hast. Du siehst das Chaos, aber du kannst es irgendwie noch ignorieren, weil du weißt, dass du es irgendwann „in den Griff bekommst“. So war es bis gestern. Heute? Heute fühlt sich alles anders an.

Die Klamotten in meinem Schrank – die übereinander gestapelten Taschen im Flur – sie sind nicht nur Zeug. Sie sind ein Spiegelbild von allem, was ich nicht mehr in meinem Leben haben möchte. Und das zu erkennen, fühlt sich an wie ein schmerzhafter, aber notwendiger Schritt.

Ich starre auf den Haufen von Klamotten, die ich gestern aussortiert habe. Die sind noch da. Eine Mischung aus Erleichterung und Anspannung. Ich frage mich, warum das so eine große Sache ist. Wieso fühle ich mich gerade so... aufgewühlt? Ich habe doch nur ein paar Sachen aus dem Schrank entfernt, oder?

Und trotzdem: Es fühlt sich an wie ein Anfang.

Ich atme tief durch und lege eine Hand auf den Stapel. Ich kann es nicht genau erklären, aber irgendetwas in mir macht einen Schalter um. Als würde ich jetzt, wo ich das hier vor mir sehe, anfangen zu erkennen, dass das der Punkt ist, an dem sich etwas ändern muss. Vielleicht nicht nur das Zeug. Vielleicht auch ich. Vielleicht ist das der Moment, in dem ich an mir selbst zweifle und mich frage, ob ich nicht immer noch viel zu sehr versuche, irgendetwas zu ersetzen. Irgendetwas, das nichts mit den Sachen zu tun hat.

Ich gehe zum Spiegel und schaue mir ins Gesicht. Da ist diese Frau, die ich immer noch nicht so richtig verstanden habe. Was will sie? Was braucht sie? Und warum denke ich immer noch, dass ich etwas kaufen muss, um mich zu füllen?

Mist. Die Frage bleibt hängen. Warum?

Ich gehe durch die Wohnung und bleibe bei meiner Deko stehen. Diese kleinen Dinge, die mich einmal so überzeugt haben. So viele Kerzen, Vasen, Bilderrahmen. Alles schön, aber es fühlt sich jetzt an wie ein „Ich brauche das, um mich gut zu fühlen“-Getue. So ein krampfhaftes Anhäufen, als würde es mich zum „richtigen“ Menschen machen.

Ich stelle eine Vase beiseite und nehme die andere. Was war nochmal der Grund, warum ich sie gekauft habe? Sie steht da, glänzend und hübsch, aber sie hat nichts mehr mit mir zu tun. Ich erinnere mich daran, dass ich sie nach einem besonders stressigen Arbeitstag gekauft habe. „Vielleicht macht sie mich ja glücklicher.“

Scheiße. Warum habe ich das eigentlich geglaubt?

Ich setze mich auf das Sofa und lasse alles um mich herum wirken. Das Gefühl des Leichtsinns, das langsam immer mehr Platz in mir einnimmt. Die Deko, das Zeug, diese ganzen Dinge haben mich nie wirklich glücklich gemacht. Es war immer nur eine schnelle Lösung. Ein kurzes Hoch, und dann – nichts. Nichts, was geblieben ist. Und dieser Gedanke... der frisst sich jetzt immer weiter in mich hinein.

„Lara, was machst du eigentlich?“ flüstere ich und lasse meinen Kopf in die Hände sinken. Ich will ehrlich zu mir selbst sein, aber es tut weh. Ja, es tut weh, zuzugeben, dass ich so viel Zeit und Geld in Dinge gesteckt habe, die nie wirklich etwas für mich getan haben. Was habe ich mir nur eingeredet?

Aber dann, nach einem tiefen Atemzug, merke ich: Jetzt ist es okay. Die Schwere in mir wird etwas leichter. Es fühlt sich fast an wie ein befreiender Moment, auch wenn es noch nicht vorbei ist. Der Haufen aus Deko und Klamotten ist zwar noch da, aber ich weiß jetzt, was ich will. Ich will mehr Raum für mich selbst. Und dafür muss ich all den Kram loslassen, der mich daran hindert.

Die nächsten Stunden sind ein Wechselbad der Gefühle. Ich nehme wieder ein paar Dinge in die Hand, aber dieses Mal nicht, um sie zu bewerten, sondern um sie ehrlich zu betrachten. Ich frage mich, ob sie wirklich etwas für mich tun. Brauche ich das? Die Antwort ist immer öfter „Nein“.

Aber irgendwie ist das okay. Und es fühlt sich nicht mehr nach Verlust an. Es fühlt sich an wie ein Schritt in die richtige Richtung. Und was soll’s? Ich kann mir auch einfach einen neuen Rahmen holen, wenn ich wirklich einen schönen Platz für ein Foto brauche. Aber es wird kein „Muss“ mehr sein. Es wird eine bewusste Entscheidung.

Ich beginne, die Sachen in Kisten zu packen. Was ich nicht mehr brauche, kommt weg. Was ich behalten will, wird behutsam aus dem Chaos herausgeholt. Mein Kopf wird immer klarer. Und auch mein Herz fühlt sich ein bisschen leichter an.

Der Müllbeutel wird größer, die Kisten füllen sich. Doch je mehr ich ausräume, desto mehr merke ich: Das ist keine Strafe. Das ist ein Geschenk an mich selbst. Jedes Stück, das ich loslasse, ist wie ein kleines Stück von dieser falschen Vorstellung, dass ich mehr brauche, um vollständig zu sein. Ich fühle mich frei, aber auch stolz. Ich habe mich entschieden, mich selbst und nicht den Kram zu umarmen.

Und dann – als der Haufen kleiner wird – merke ich es. Das Gefühl ist anders. Es ist nicht das gleiche „Ich habe etwas losgelassen“-Gefühl wie vorhin. Nein, es ist tiefer. Es fühlt sich an, als würde ich endlich einen Raum betreten, der nur für mich ist. Ich habe die Kontrolle zurück. Und es fühlt sich verdammt gut an.

Kapitel 4

Es ist immer wieder erstaunlich, wie man sich selbst betrügen kann. Man kauft, man hortet, man füllt, und irgendwann verliert man den Überblick. Aber der Moment, in dem du feststellst, dass all das Zeug nur eine Art Maske ist, dass es dich nicht wirklich schützt, sondern eher erdrückt… wow, dieser Moment fühlt sich an wie ein Erwachen. Und genau in diesem Moment merke ich, dass ich der gleichen Lüge immer wieder aufgesessen bin.

„Warte mal“, sage ich laut, als ich die nächste Tasche anhebe und sie an den Haken an der Wand hänge. „Moment mal, was war nochmal der Grund, warum ich sie gekauft habe?“ Der Gedanke kommt immer wieder, fast so, als ob er die Wahrheit hinter dem Ganzen herauslocken könnte.

Ich kann mich an den Tag erinnern, an dem ich sie gekauft habe. Es war ein regnerischer Nachmittag, der typisch für den Monat war. Ich war in der Stadt unterwegs, fühlte mich von der Arbeit gestresst und dachte: Ein bisschen Ablenkung wird mir guttun. Die Tasche war teuer, nicht, weil sie es wert war, sondern weil ich irgendwie dachte, sie würde mir dieses Gefühl von „Ich habe es geschafft“ vermitteln. Ein Statussymbol. Shit. Warum habe ich das geglaubt?

Ich sehe die Tasche und erkenne, dass sie nichts in mir auslöst. Gar nichts. Keine Freude. Keine Aufregung. Nur ein leerer Raum. Und ich frage mich, wie viele andere Dinge hier im Raum genauso sind. Sachen, die keinen Platz in meinem Leben haben, keine Bedeutung mehr, aber trotzdem da sind, als würde das „Haben“ mir irgendetwas verschaffen. Was zum Geier hab ich mir dabei gedacht?

Das Unbehagen wächst in mir, aber irgendwie fühlt es sich nicht mehr wie ein erdrückendes Gefühl an. Es ist eher wie ein zäher Knoten, der langsam aufgeht. Stück für Stück.

Ich schüttle den Kopf und fange an, den Inhalt der Tasche auszusortieren. Ein kleines Notizbuch, das ich wahrscheinlich nie benutzen werde, weil ich zu faul war, es zu öffnen. Ein Lippenstift in einem tiefen Rot, den ich viel zu selten benutze, weil ich meistens eh nur auf meine Alltagsfarben setze. Und noch so ein Haufen Kram, den ich mir irgendwann als „Must-have“ eingeredet habe, ohne überhaupt darüber nachzudenken.

„Ach du heilige Scheiße“, murmle ich und lege die Sachen beiseite. Plötzlich wird mir klar, wie viel von all dem Zeug einfach nur da ist, um meine Leere zu füllen. Nicht, um mir tatsächlich zu helfen oder mein Leben zu bereichern. Das ist es, was ich lange nicht verstanden habe. Ich habe gedacht, all das Zeug würde mir ein „Zuhause“ geben, einen sicheren Platz in einer Welt, die manchmal chaotisch und überwältigend ist. Aber all das ist nur Zeug. Es kann mir nichts geben, was ich nicht schon in mir habe.

„Okay, das reicht jetzt“, flüstere ich zu mir selbst. „Ich werde jetzt durchhalten.“ Es ist der erste Moment, in dem ich wirklich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr dem Konsum verfallen bin. Der erste Schritt ins Leere, der mir erstaunlich gut tut.

Der Schrank, den ich jetzt vor mir habe, fühlt sich auf einmal nicht mehr wie ein Ort des Überflusses an, sondern eher wie ein Raum der Möglichkeiten. Hier kann ich atmen, hier kann ich sein. Und das fühlt sich verdammt gut an.

Ich merke, wie sich etwas in mir verändert. Es ist nicht dieser dramatische „Ich habe jetzt alles verstanden“-Moment, sondern eher ein langsames, beständiges Wachsen. Die Dinge sind nicht mehr so wichtig. Das Gefühl, dass der Besitz von Kram mich irgendwie vollständig machen würde, löst sich mehr und mehr auf. Und je mehr ich von dem Zeug loslasse, desto mehr komme ich mir selbst näher.

Ich beginne, die Kleidung in den Schrank zu legen, die ich wirklich benutze. Die Sachen, die ich täglich trage, die mir gefallen und die sich richtig anfühlen. Keine unwichtigen Extras mehr. Keine ungenutzten Kleider, die ich irgendwann mal im Sale gekauft habe und die jetzt in der hintersten Ecke verstauben. Keine Kleinigkeiten, die ich auf den Flohmärkten gekauft habe, weil sie „so hübsch“ waren. Es fühlt sich gut an, diese ganzen Dinge zu sehen und zu wissen, dass sie jetzt einen Zweck haben. Sie sind nicht mehr überflüssig. Sie haben jetzt Platz in meinem Leben – und das ist es, was wirklich zählt.

Was mache ich jetzt mit all dem anderen Kram? Ich könnte ihn einfach auf eBay verkaufen. Vielleicht. Aber irgendwie fühlt sich das jetzt nicht mehr richtig an. Vielleicht gibt es jemanden, der die Sachen wirklich gebrauchen kann. Vielleicht könnte ich sie spenden. Das fühlt sich besser an, als sie einfach weiterzugeben. Weil es nicht nur darum geht, Dinge loszuwerden. Es geht auch darum, einen neuen Wert in den Dingen zu erkennen, die wirklich noch Bedeutung haben.

Und in diesem Moment wird mir klar, dass es nicht nur um das Ausmisten geht. Es geht darum, meine Prioritäten neu zu setzen. Nicht mehr zu jagen, sondern zu empfangen. Ich lasse nicht nur Sachen los. Ich lasse auch die Gedanken los, die mich immer wieder dazu drängen, mehr zu konsumieren, mehr zu haben. Es fühlt sich wie ein riesiger Schritt in eine neue Richtung an.

„Okay, das fühlt sich gut an“, sage ich leise. Ich blicke in den Schrank. Es ist jetzt leer. Und es fühlt sich befreiend an.

Kapitel 5

„Und jetzt?“, frage ich mich, als ich den letzten Karton mit Sachen in die Ecke stelle. Ich habe fast alle Klamotten aussortiert, fast alles, was ich nicht wirklich brauche oder benutze. Und mit jedem Stück, das geht, spüre ich irgendwie eine Mischung aus Leichtigkeit und… Freiheit. Aber auch ein bisschen Unsicherheit. Was mache ich jetzt mit dieser ganzen Leere?

Als ich die letzten Reste von dem Kram, den ich loswerden will, auf den Boden stelle, atme ich tief ein und aus. Der Schrank sieht plötzlich so viel kleiner aus. Ich könnte ihn fast umarmen, vor allem, weil er jetzt so viel Luft hat. Und ich frage mich: Was kommt jetzt? Was kommt nach all diesem Ausmisten?

Mir fällt auf, wie viel Zeit ich mit Dingen verbracht habe, die mich nicht wirklich weitergebracht haben. Wie viel Zeit ich auf Online-Shops verschwendet habe, nach Sachen zu suchen, die ich eigentlich gar nicht brauche. Kacke. Und was habe ich davon? Ein Haufen Zeug, das in Ecken verstaubt und mich nur an etwas erinnert, was nicht mal mich ausmacht. War das wirklich mein Leben?

Ich setze mich auf den Boden und schaue in den Schrank. Keine neuen Klamotten. Keine unnötigen Dekoartikel. Nur das, was ich wirklich benutze. Und ich merke, dass sich da etwas verändert hat. Irgendetwas in mir. Was früher ein Gefühl von Leere auslöste, ist jetzt eine Freude darüber, was ich alles nicht mehr brauche.

Ich öffne die Türen und nehme die letzten Klamotten raus, die ich noch in den Schrank hängen möchte. Meine Lieblingsjacke, die ich endlich gefunden habe, als ich das Chaos durchstöbert habe. Meine Lieblingsschuhe, die ich einfach immer noch nicht loslassen wollte, obwohl ich sie nie trage. Und die weiße Bluse, die immer zu einem besonderen Anlass getragen wird, weil sie irgendwie das Gefühl von „Ich kann alles erreichen“ in mir weckt. Die Sachen, die ich wirklich liebe, die eine Bedeutung für mich haben. Keine weiteren Kompromisse mehr. Keine „Vielleicht-ich-trage-sie-irgendwann-mal“-Sachen.

Und dann fällt mir auf: Was hat mir eigentlich das Shoppen gegeben? Was hat mir all das Zeug gegeben? Ich wollte Dinge besitzen, die mir ein Gefühl von „Ich gehöre dazu“ geben. Aber irgendwie ist es die Leere, die mich wirklich zu mir selbst geführt hat. Es ist die Tatsache, dass ich in der Leere Platz für das mache, was mir wirklich etwas bedeutet.

„Ach Mist“, sage ich mir und muss lachen, als mir einfällt, dass es so lange gedauert hat, bis ich das verstanden habe. Es war nie der Kram, der mich glücklich gemacht hat. Es war der Versuch, ein bisschen von dem zu bekommen, was ich selbst nie wirklich gehabt habe. Den Wunsch nach mehr, nach diesem Ziel, das ich erreichen wollte. Aber jetzt merke ich, dass das ganze Zeug einfach nur Gewicht ist. Überflüssiges Gewicht, das ich nicht mehr tragen will.

Ich öffne das Fenster und lasse frische Luft herein. Die Wohnung fühlt sich plötzlich viel größer an. Leere Räume, die darauf warten, gefüllt zu werden – aber nicht mit Dingen, sondern mit Erlebnissen. Ich will mehr Zeit draußen verbringen. Mit Freunden. Mit Menschen, die ich wirklich schätze. Und mit mir selbst. Ohne dieses ständige Bedürfnis, etwas zu kaufen, um mich gut zu fühlen. Es fühlt sich an, als könnte ich jetzt atmen.

Am nächsten Tag ruft mich meine Schwester, Lena, an. Wir haben uns schon länger nicht gesehen, irgendwie immer nur dann, wenn ich mal wieder einen Einkaufstrip gemacht habe und sie mir mit einem ungläubigen Blick erzählt hat, dass ich schon wieder so viel gekauft habe. Aber heute ist es anders. Heute klingt ihre Stimme irgendwie anders, voller Wärme, als ob sie spürt, dass sich etwas verändert hat.

„Lara, hast du Lust auf einen Spaziergang? Ich habe heute einen freien Nachmittag. Vielleicht können wir uns wieder einen dieser fantastischen Chai Latte im Café in der Altstadt holen?“, fragt sie, und ich merke sofort, wie gut diese Einladung tut. Keine Einkaufsmeile, keine Läden, keine „Ich-brauche-etwas“-Gedanken. Einfach nur wir zwei.

„Klingt großartig! Ich freue mich darauf“, antworte ich und merke, wie leicht sich meine Worte anfühlen. Kein Zwang, keine Erwartungen. Einfach Zeit mit Lena verbringen.

Als wir uns im Café treffen, schaue ich sie an und bemerke, wie sie mich anlächelt. Sie sieht, dass etwas anders ist, und auch ich fühle mich verändert. Wir reden über alles Mögliche, aber dieses Mal geht es nicht um Klamotten oder Accessoires. Es geht um das, was wirklich zählt: Um die kleinen Momente, die das Leben ausmachen. Um Erinnerungen, die nicht in einem Schrank landen, sondern in unserem Herzen.

„Du bist wirklich ruhig geworden, Lara. Es scheint, als ob du endlich bei dir selbst angekommen bist. Bist du sicher, dass du nicht heimlich Yoga machst?“, fragt sie lachend.

Ich muss schmunzeln. „Vielleicht ein bisschen. Oder vielleicht liegt es einfach daran, dass ich keine 100 Sachen mehr kaufe, die ich nicht brauche.“

Lena lacht mit mir. „Wirklich? Das ist ein Schritt, den ich auch mal gehen sollte. Ich denke, es ist an der Zeit, sich von dem ganzen Zeug zu verabschieden, das uns nur ablenkt. Vielleicht können wir das zusammen machen?“

„Ja. Das klingt nach einer großartigen Idee“, sage ich, und es fühlt sich nicht nur gut an, es fühlt sich auch richtig an. Zeit mit meiner Schwester, Zeit, die nichts kostet und doch alles bedeutet.

Am Abend treffe ich mich mit Mia, einer Freundin, die ich vor ein paar Monaten noch beim Shoppen kennengelernt habe. Es ist fast schon surreal, wie wenig unsere Gespräche jetzt über das neueste Outfit gehen und wie viel mehr wir über unsere Träume und Wünsche sprechen. Sie hat es irgendwie auch gespürt, dieses Bedürfnis, sich von der Jagd nach Dingen zu befreien.

„Weißt du, ich habe gestern angefangen, mein Zimmer auszumisten. Und es war fast, als ob ein ganzes Kapitel meines Lebens zu Ende gegangen wäre“, erzählt sie, als wir zusammen auf einer Bank sitzen und den Sonnenuntergang genießen.

„Das kenne ich nur zu gut“, antworte ich und fühle mich plötzlich nicht mehr so alleine mit diesem Wandel. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen das gleiche Gefühl haben, aber nie den Mut aufgebracht haben, es zu ändern. Und jetzt, mit Mia und Lena, merke ich, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe.

Wir sprechen noch lange über den Sinn von Dingen, über das, was uns wirklich erfüllt und über das, was wir im Leben hinterlassen wollen. Und dabei wird mir klar, dass ich mich nicht mehr danach sehne, dass mein Leben durch „mehr“ geprägt wird. Es ist das Weniger, das mich wirklich erfüllt – das Weniger, das mehr Raum für echte Verbindungen lässt.

„Geil“, sage ich, als ich heimlich auf mein Handy schaue. Der Plan für das Wochenende: Keine Shoppingtour, sondern Zeit mit den Menschen, die ich liebe. Und ich merke, dass ich mich noch nie so lebendig gefühlt habe.

Kapitel 6: Die Dinge, die bleiben

Es fühlt sich fast an wie ein kleiner Befreiungsschlag, als ich den letzten Karton aus der Wohnung trage. Der Boden ist leerer, die Regale schimmern in der Sonne, die durch das Fenster scheint. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Hier war immer dieser Berg an Kram, der mir irgendwie das Gefühl gab, dass ich etwas tun musste, etwas haben musste, um mein Leben spannend zu gestalten. Und jetzt? Jetzt ist da einfach Raum – und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel Raum für mich hatte.

Als ich den Karton in den Keller stelle, werde ich fast schon nostalgisch. Ich kann nicht anders, als mich zu fragen, ob ich wirklich bereit bin, all das loszulassen. Aber dann sehe ich, wie viel Platz jetzt in der Wohnung ist. Es ist nicht nur der physische Raum, der sich verändert hat. Es ist auch der geistige Raum, der jetzt entsteht. Ich habe endlich Platz für Dinge, die wirklich zählen – und das sind nicht die Klamotten, die sich ständig häufen, sondern die Momente, die ich mit den Menschen verbringe, die mir wichtig sind.

Die Zeit mit Lena, unsere Gespräche über das Leben, über das, was wir wirklich wollen. Und dann die Zeit mit Mia, als sie mir von ihrem ersten selbstgekochten Dinner erzählt und stolz wie Bolle von ihren kleinen Fortschritten spricht. Es sind nicht die materiellen Dinge, die mich bereichern, sondern diese Erlebnisse, die uns für einen Moment unsterblich fühlen lassen.

Ich bin stolz auf mich. Überall da, wo früher die Kaufwut regiert hat, herrscht jetzt Klarheit. Aber es ist nicht nur Stolz, der mich erfüllt. Es ist auch eine gewisse Erleichterung. Erleichterung, weil ich mich von dem Ballast befreit habe, der mich immer wieder zu den Regalen und den Online-Shops gezogen hat. Erleichterung, weil ich endlich begreife, dass ich mich nicht mehr durch Dinge definieren muss.

Es ist schon fast lustig, wie ich mich an die ersten Schritte zurückerinnere. Wie ich bei den ersten Ausmistversuchen dachte: „Ich brauche das noch, das könnte irgendwann mal nützlich sein.“ Und jetzt? Jetzt frage ich mich bei jedem einzelnen Teil: „Benutze ich das wirklich? Brauche ich das wirklich?“ Und wenn die Antwort „nein“ ist, dann geht es. Und der Moment, in dem das Teil nicht mehr in meinen Händen liegt, ist wie ein kleiner Sieg. Ein Sieg gegen all das, was mich vorher bestimmt hat.

Ich treffe mich mit Lena und Mia in einem Café, das wir früher immer zu unseren kleinen Shoppingsessions besucht haben. Früher haben wir uns dort den neuesten Trend angesehen und dann beschlossen, den ganzen Nachmittag durch die Läden zu ziehen, um die perfekte Tasche, die perfekte Jacke zu finden. Heute ist es anders.

„Wie fühlt es sich an, Lara?“, fragt Lena, als sie ihren Chai Latte in die Hand nimmt und einen Schluck nimmt. „Wirklich. Ich meine, du hast so viel losgelassen. Ist das nicht verrückt?“

Ich nicke und lehn mich zurück. „Ja, es fühlt sich unglaublich an. Es ist wie, als ob ich ein neues Kapitel aufschlage, eines, das nicht mehr von all dem Kram bestimmt wird. Keine ständige Jagd nach etwas, was mir vermeintlich fehlt. Und weißt du was? Es macht mich so viel glücklicher. Ich fühle mich irgendwie freier.“

„Du strahlst echt anders“, sagt Mia, die uns aufmerksam zuhört. „Echt cool, wie du das durchgezogen hast. Aber ich weiß, wie schwer das war, gerade am Anfang, oder?“

„Oh, du hast keinen Schimmer!“, lache ich und drehe meinen Becher in den Händen. „Am Anfang dachte ich echt, ich würde es nie schaffen. Aber dann habe ich ein Buch gelesen, das mir wirklich geholfen hat. Es heißt ‘Mit wenig glücklich‘ . Sie hinterfragt, ob einem ein Ding wirklich wichtig ist. Wenn die Antwort nein ist, fliegt es raus. Zuerst dachte ich, das ist voll der Quatsch, aber irgendwann hat es Klick gemacht. Plötzlich hatte ich so viel mehr Klarheit, was ich wirklich brauche und was nur da ist, um mich abzulenken.“

„Das klingt wirklich gut“, sagt Mia nachdenklich. „Ich hab schon oft von dem Buch gehört, aber nie wirklich reingeschaut. Was genau hat dir am meisten geholfen?“

„Weißt du“, sage ich und lächle, „es ist diese Vorstellung, dass Dinge uns entweder aktiv nützen, egal ob haptisch oder emotional, oder uns nur belasten. Ich dachte immer, mehr ist mehr – mehr Klamotten, mehr Sachen, mehr Deko. Aber eigentlich, und das klingt jetzt vielleicht ein bisschen abgedroschen, aber es ist so: Weniger ist wirklich mehr. Ich habe mich ständig von all dem Kram ablenken lassen. Und die Dinge, die bleiben, sind wirklich nur die, die mir wichtig sind.“

„Wow“, sagt Lena und schaut mich mit großen Augen an. „Das ist so einfach, aber irgendwie auch so tief. Ich glaube, ich muss das auch mal ausprobieren.“

„Mach das“, sage ich grinsend. „Es ist eine Reise, aber sie ist so viel wert. Und was ich am meisten daran liebe, ist, dass man wirklich merkt, wie wenig man wirklich braucht. Was wir eigentlich suchen, ist nicht der nächste Einkauf, sondern einfach mehr Zeit und Energie für uns selbst und die Menschen, die wir lieben.“

Mia nickt. „Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ich bin ständig am Aufräumen, aber irgendwie fühlt es sich nie wirklich an, als ob ich wirklich was weggeschmissen hätte. Vielleicht sollte ich es mal mit dem Buch versuchen. Ganz ehrlich, ich glaube, ich brauche dringend mehr Klarheit in meinem Leben.“

„Es ist wirklich eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe“, sage ich und fühle mich plötzlich viel stärker. „Und wenn ich an früher zurückdenke – an all die Einkaufsbummel und all das Zeug, das ich nie benutzt habe – weiß ich, dass ich mich von der Jagd nach mehr befreit habe. Und das fühlt sich so viel besser an. Es gibt mir so viel mehr Raum für das, was wirklich zählt.“

„Ja, das glaube ich dir. Es ist wie eine Befreiung“, sagt Mia mit einem nachdenklichen Blick. „Ich muss da wirklich mal drüber nachdenken.“

Als ich später nach Hause komme, öffne ich meinen Schrank und merke, dass ich mich nicht mehr von der Menge der Dinge erdrückt fühle. Ich schaue mich um, und es gibt keinen Ansturm von Klamotten, die sich stapeln. Kein Überfluss, der mich überwältigt. Stattdessen sehe ich klare Linien, Raum, Luft. Und das Beste daran: Ich kann mich nun auf das konzentrieren, was wirklich zählt.

Und in diesem Moment, als ich mich in den Spiegel schaue, weiß ich: Ich habe die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich habe mich von all dem Zeug befreit, das mich nicht glücklich gemacht hat, und Platz gemacht für die Menschen und Erlebnisse, die wirklich zählen.

Ich atme tief ein, schließe die Augen und lasse die Gedanken für einen Moment ruhen. Ja. Genau so fühlt es sich richtig an.

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Die Autorin

Alexandra Onken ist 1991 geboren, Mutter, Autorin, Künstlerin und Creator. Am liebsten schreibt sie über Slow Living, Organisation, bewusstes und achtsames Leben, sowie über die Balance von Minimalismus und Maximalismus, da Stressfreiheit und Zufriedenheit im Alltag und Beruf, ihr sehr am Herzen liegen. Mit “Freiheitsliebe leben” möchte sie anderen Menschen helfen, stressfrei, organisiert und frei zu leben.


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